Hochwasser

Topografische Karte der Ahr

Starkregenereignisse (und daraus resultierende Hochwässer) sind zuerst einmal Wetterphänomene.

Ob der Klimawandel (die Erderwärmung) die Häufigkeit und die Intensität derartiger Ereignisse beeinflußt, ist (noch) völlig unklar. Zwar gibt es entsprechende Modelle und Vermutungen — allein, es fehlen Daten. Dafür sind Starkregenereignisse (glücklicherweise) zu selten und auch zu verschieden, um einfache Vergleiche zuzulassen.

Hinzu kommt, daß Hochwässer die menschliche Tragödien auslösen, viel stärkerer Beachtung finden als ähnlich schwere Ereignisse, bei denen kaum Schäden entstehen. Dadurch entsteht eine typische Publikationsverzerrung.

Ahrtal

Die Ahr entspringt in Blankenheim im Kreis Euskirchen, durchfließt das Ahrtal und mündet nach ca. 85 km auf der Gemarkung der Stadt Sinzig im Landkreis Ahrweiler von Westen in den Rhein. Der Höhenunterschied von der Quelle (474 m ü. NHN) und der Mündung (53 m ü. NHN) beträgt 421 m Das entspricht einem Sohlgefälle von 4,9 ‰.

In einer Zusammenstellung der Hochwasserereignisse an der Ahr von Karl August Seel aus dem Jahr 1983 traten von 64 erfassten Hochwässern 31 in einem Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) und 33 in einem Winterhalbjahr (November bis April) auf. Von 9 Hochwässern mit besonders hohen Pegelständen sind 5 Sommerhochwässer (1601, 1804, 1818, 1848, 1910) und 4 Winterhochwässer (1687, 1739, 1795, 1880). Die folgenschwersten Hochwässer sind aufgrund der überlieferten Schäden die von 1601, 1804 und 1910, allesamt durch Gewitter ausgelöste Sommerhochwässer.

Im Juli 2021 waren die Wassermassen ähnlich groß wie 1804. Weil aber die Menschen in den 200 Jahren zuvor viel gebaut haben, stieg das Wasser höher. Die Ahr hatte weniger Platz um in die Breite zu gehen und ist dadurch viel stärker in die Höhe gestiegen.

Grund für die Häufigkeit der Katastrophen ist eine spezifische geografische Besonderheit dieser Region. Als nördlichster Nebenfluß des Rheins umfaßt die Ahr mit einer Länge von 85 Kilometern und einem Einzugsgebiet von 900 Quadratkilometer im Vergleich zu anderen Nebenflüssen, ein verhältnismäßig kleines Fluß-System. Kennzeichnend sind allerdings seine großen Höhenunterschiede. Die tiefen Täler mit den engen Windungen der Flussläufe wirken wie ein Trichter. Hinzu kommt, dass der Untergrund in dieser Region mehrheitlich aus Schiefer besteht, einem Gestein, das nahezu komplett wasserundurchlässig ist.

Normalerweise kommt es im Gebiet der Ahr nur zu geringen Niederschlägen weil die aus dem Westen kommenden Regenwolken zuvor im Bereich der Eifel und der Ardennen abregnen. Nach plötzlich einsetzenden Gewittern, Schneeschmelze oder anhaltendem Regen kann sich das allerdings sprungartig ändern. Der Flusslauf verwandelt sich dann in kurzer Zeit zu einem rasenden Strom, bildet Sog und Strudel, reißt alles und jeden aus seiner unmittelbarer Nähe mit sich.

Charakteristisch für die sommerlichen Hochwässer der Ahr ist der schnelle Pegelanstieg verbunden mit großer Strömungsgeschwindigkeit (aufgrund des großen Höhenunterschiedes zwischen Quelle und der Mündung) und ein schneller Rückgang. Winterhochwässer dagegen schwellen langsam an, haben zumeist eine Vorphase mit hohem Wasserstand und eine längere Dauer, um allmählich wieder auf mittleren Wasserstand zu fallen.

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