Die von allen Heiligen verehrte Dreifaltigkeit

spanischer Meister, Dreifaltigkeitsaltarbild Kloster Valldecrist, ca. 1400 MET

Das von einem unbekannten spanischen Meister geschaffene Altarbild wurde von Dalmau de Cervellón in Auftrag gegeben und schmückte einen Altar in der Kapelle des von Martin von Aragon gegründeten königlichen Kloster Valldecrist in der autonomen Gemeinschaft Valencia, in dem er begraben wurde.

Die Mitteltafel stellt eine himmlische Vision der Dreifaltigkeit der Vertreibung der rebellischen Engel aus dem Himmel gegenüber. Der heilige Michael und seine Legion von Engeln werfen eine Horde Dämonen in die Rachen eines feurigen Höllenmunds. Die Seitenwände erinnern an Allerheiligen, zu deren Reihen Propheten, Patriarchen, Apostel, Evangelisten, Märtyrer, Bekenner und Heilige gehören. Das Ganze wird von Lünetten gekrönt, die die Verkündigung und die Kreuzigung darstellen.

(Lünetten (franz. lunette, deutsch Kleiner Mond, Möndchen) sind die bogen- oder halbkreisförmigen Bildtafeln oder -felder in einem Flügelaltar oder auf antiken Stelen. Auch Wandfelder (Bogenfelder) über Fenstern oder – in der Art einer Supraporte – über Türen werden Lünette genannt.)

Mitteltafel

Die Mitteltafel präsentiert oben alle erdenklichen Gegenstände oder Geräte, die an der Passion beteiligt sind. 

Von links nach rechts

  • die Nägel in einer körperlosen Hand
  • die Säule, an der Jesus gegeißelt wurde, überragt von der Dornenkrone
  • der Speer, der seine Seite durchbohrte, flankiert von zwei Knüppeln
  • der Schwamm auf einer Stange
  • die Zange zum Entfernen der Nägel
  • die Leiter, mit der Jesus nach seinem Tod herunterkam
  • eine Axt, ein Hammer und ein Eimer unter Veronikas Schleier, darunter der Hahn der krähte, als der heilige Petrus leugnete, Jesus zu kennen
  • Tuba und Schofar.

Die beiden stehenden Gewänder könnten dasjenige sind, über das die Soldaten das Los warfen (Matthäus 27:35) und dasjenige, in dem Jesus begraben wurde.

Die Kreuzigungsszene ist typisch für das Spätmittelalter. Die Diebe winden sich qualvoll, ihre Arme sind in typischer Darstellung hinter den Querbalken gefesselt. Jesus ist gestorben und seine Arme hängen vom Gewicht seines Körpers ab. Blut fließt aus den fünf Wunden, und ein symbolischer Pelikan im Nest darüber belebt seine Jungen mit seinem eigenen Blut.

Die für das Spätmittelalter übliche Darstellung des Thron der Barmherzigkeit wirkt merkwürdig unvollendet. Vielleicht kann Marias (links) Geste erklären, was auf der rechten Seite dieses Bildes platziert werden sollte. In einigen Verkündigungsbildern hält sie eine Hand in einer Geste der Demut an ihre Brust. So ist es möglich, daß die gekreuzten Hände in diesem Bild auch von Demut handeln und daß die fehlende Figur rechts der Engel Gabriel gewesen sein könnte, der normalerweise durch eine Art architektonisches Merkmal vom Verkündiger getrennt ist. Die beiden Gestalten in den Zwischenräumen des Thrones sind vermutlich Engel, obwohl ihre Flügel nur sehr schwach ausgebildet sind.

Der untere Teil des Mittelfeldes ist das eigentliche Glanzstück. Vor einem tiefblauen Feld aus funkelnden goldenen Sternen treiben St. Michael und die Engel Satan und seine Diener in den feurigen Schlund der Hölle, die als großer Fisch ähnlich dem Leviathan vorgestellt wird.

Linker Seitenflügel

In der oberen Reihe sind Johannes der Täufer (ganz rechts, mit Lamm und Buch) und Propheten und Patriarchen aus dem Alten Testament. Abraham steht hinter Johannes, und hinter ihm steht Jesaja. Die anderen sind Elijah, Daniel, Ezra und zwei andere, deren Inschriften nicht entzifferbar sind.

Die nächste Reihe wird von Aposteln und Evangelisten besetzt. Auch hier sind die Inschriften in mehreren Fällen verstümmelt, so daß zur Deutung nur die Attribute bleiben. Von links nach rechts: Markus, Thomas (?), Matthias (Axt), Matthäus (Hellebarde), Andreas (Kreuz Saltire), Jakobus der Ältere (Muschel auf dem Hut), Johannes der Evangelist (bartlos – aber warum der Palmzweig?) und Petrus (Schlüssel).

In der nächsten Reihe darunter stehen die Märtyrer: Honoratus (Bischofsgewand), Edmund (englischer König), Georg (Rotes Kreuz, Drache), Narcissus (Bischofsgewand, Eisenkamm), Clement (Päpstliche Krone), Vincent (Palmzweig, Dalmatiker), Marcellus (Papstkrone), Stephan (Stein auf blutiger Stirn).

Die Aufnahme eines Bischofs namens Narcissus unter diese Märtyrer ist wahrscheinlich eine Verwechslung zwischen dem heiligen Narziss, der im 3. Jahrhundert Bischof von Jerusalem war und eines natürlichen Todes starb und dem heiligen Narziss, der im 4. Jahrhundert für die Verweigerung des Militärdienstes starb weil der die Anbetung von Idolen beinhalten würde. Sein Bruder Marcellinus wurde mit Stöcken erschlagen (virgis rawliter caesus), was vielleicht den eisernen Kamm in diesem Bild erklärt.

Nach den Märtyrern kommen die Beichtväter (Heilige, die nicht gemartert wurden): Onuphrius (Ganzkörperbehaarung), Franziskus (braunes Franziskanergewand, Wunde an der Hand), Benedikt (schwarzes Benediktinergewand, Krummstab, Tonsur), Ambrosius (Kappe, Mitra, Bischofsstab), Hieronymus (rotes Gewand), Anthony Abbot (Tau-Oberstab), Ludwig von Toulouse (bartloser Jüngling in Pontifikalen) und Martin (zwei hochgehaltene Finger). Auf einigen Porträts von St. Martin im Laufe der Jahrhunderte zeigt er merklich mit einem oder manchmal zwei Fingern nach oben. Die Geste könnte ein Hinweis auf seinen Widerstand gegen die arianischen Lehren in Bezug auf den Sohn Gottes sein.

Das untere Register schließlich ist weiblichen Heilige vorbehalten: vier jungfräuliche Märtyrer mit Palmzweigen (einer mit einer undeutlichen Inschrift), dann Dorothea, Agatha und Margarete mit ihrem Kreuz, Elisabeth von Ungarn (Franziskanertracht mit dreifach geknoteter Kordel, Krone), Helena (Krone, Holzkreuz), die jungfräuliche Märtyrerin Katharina von Alexandria (Palmzweig, Krone, Rad im linken Arm) und Anna (in ihren Armen das Kind Maria, das lesen lernt).

Rechter Seitenflügel

Von der Rang- und Reihenfolge her ist der rechte Flügel analog zum linken Flügel aufgebaut.

Die obere Reihe zeigt wieder Propheten und Patriarchen aus dem Alten Testament. Von links: Moses (Tafeln, Hörner), Josua, Samuel, David, Solomon, Jesaja, Obadja und Jeremia.

Apostel und Evangelisten: Paulus (Schwert), Philippus (Langkreuz), Bartholomäus, Jakobus der Jüngere (Keule), Judas (mit Jesusbild an seiner Brust), Matthäus, Barnabas (flammende Kerze), Lukas (Evangelium).

Matthäus weist auf sein Evangelium hin und wird damit als Evangelist aufgenommen; in der entsprechenden Reihe auf der linken Seite ist er mit einer Hellebarde dargestellt, ein Hinweis auf seinen Status als Apostel und Märtyrer.

Als nächstes wieder acht gemarterte Heilige: Laurentius (Dalmatiker, Rost), Blasius (Mitra, Bischofsstab), Denis (Mitra, Bischofsstab), Cosmas und Damian (Arzttracht, Medizinkrüge), Protus und Hyacinthus (Schwerter), Christophorus (Christuskind).

In der vierten Reihe wieder Beichtväter: Nikolaus (Gehrung, Krummstab) ist durch sein Etikett gekennzeichnet. Ebenso König St. Louis (Krone, Mantel mit Lilien).

Von den anderen ist nur Dominik erkennbar: Der Zweite von rechts im schwarz-weißen Habit und mit einem Lilienstängel in der Hand.

Die weiblichen Heiligen sind Maria Magdalena (Salbenglas), Ursula (Palmzweig), Barbara (Turm), Lucy (Kelch?), Klara (Kreuzstab, Nonnentracht), Cecilia (Orgel), eine unbekannte Heilige mit einem Buch und Maria von Ägypten.

 

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