Die Energie und der WDR
Nachdem sich das energieerzeugende TV-Gerät aus Simbabwe leider als Luftnummer erwiesen hat, trägt nun der WDR zur Lösung der allgemeinen Energie-Problematik bei:
Überall auf der Welt suchen Menschen nach neuen Möglichkeiten, Energie zu gewinnen. Jetzt haben zwei Erfinder aus Hennef eine Entdeckung gemacht: ein Material, mit dem man Strom einfach aus der Umgebungswärme gewinnen kann.
Na das klingt doch einfach phantastisch!
Ihre neue Forschungshalle steht noch voll mit Kartons und Gerätschaften, doch mitten im Umzugschaos beugen Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko sich schon wieder über ihre neue Erfindung: kleine schwarze Kunststoff-Module, die sie mit Drähten an ihr Spannungsmessgerät anschließen. Das Messgerät schlägt sofort aus. Als sie das Modul durch Hauchen erwärmen, steigt die Voltzahl weiter an.
Das Thermo-Element wurde schon vor einigen Jahren erfunden. Allerdings ist die dabei auftretende elektrische Spannung vergleichsweise klein und liegt im Bereich einiger 10 µV pro 1 °C Temperaturdifferenz. Das heißt, zu viel mehr als Messungen taugt diese Spannung nicht. Weswegen Thermo-Elemente auch hauptsächlich in der Messtechnik eingesetzt werden.
Thermo-, piezo- und photoelektrische Effekte werden gewöhnlich unter dem Oberbegriff Energy Harvesting zusammen gefaßt. All diesen Effekten ist gemeinsam, daß die gewonnenen Energiemengen vergleichsweise winzig sind, was ihre praktische Nutzbarkeit auf recht wenige Szenarien beschränkt. Eine Ausnahme stellt bestenfalls der photoelektrische Effekt dar — aber um den geht es im Artikel des WDR ja gar nicht.
Gerade erst haben sie das Patent für ihre Entdeckung angemeldet, die Anton Ledwon immer noch fasziniert: "Wir brauchen kein Licht, wir brauchen keinen Wind. Wir brauchen kein Ladegerät. Allein die Umgebungstemperatur reicht aus, diesen Speicher zu füllen und als elektrische Energie wieder auszugeben. Das ist fantastisch!"
Schon ab 9,5 Grad Raumtemperatur können die "Niedertemperatur-Wandler" Strom erzeugen. Je wärmer es ist, desto mehr. Ein Material, das bei so niedrigen Temperaturen Strom erzeugen und sogar speichern kann, hat bisher noch niemand gefunden. Das ist laut Ledwon "ein Quantensprung zu den bisher bekannten Möglichkeiten."
Phantastisch! Je mehr ich heize, desto mehr Strom gewinne ich, den ich dann wieder zum Heizen verwenden kann. Ich werde also nicht frieren, ich muß einfach nur genug heizen.
Auch diese Herren Erfinder sind schon länger bekannt — und netterweise weist der WDR sogar dauf hin:
Gestartet haben Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko vor einigen Jahren in einem Hobbykeller. Damals haben sie ein Verfahren für einen besonders sauberen und verbrauchsarmen Diesel entwickelt. Der wird inzwischen in größeren Mengen produziert und soll noch dieses Jahr an den ersten Tankstellen in Rheinland-Pfalz verkauft werden. Das "Heionit", mit dem sie jetzt den Wärmewandler hergestellt haben, ist eigentlich ein Abfallprodukt aus diesem Bio-Diesel.
Vielleicht hätte der WDR mal recherchieren sollen, was eigentlich aus diesem tollen Bio-Kraftstoff geworden ist? — Der NDR hatte im Januar 2019, also schon vor über 3 Jahren, einen Beitrag dazu.
Aber egal. Hauptsache ist doch, das Credo der beiden Tüftler klingt für den WDR gut (genug):
Immer, wenn es auf der Welt ein Problem gibt, gibt es auch eine Lösung. Man muss sie einfach nur finden und nutzen.
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