Der verlorene Sohn

David Teniers der Jüngere, Der verlorene Sohn, 1640 Mia

Das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn – ein junger Mann, der sein Vermögen für ein ausschweifendes Leben verschwendet, bevor er arm und reuevoll nach Hause zurückkehrt – stellt David Teniers der Jüngere (* 1610, † 1690) hier mit Wein, Frauen und Gesang dar. Der junge Mann teilt eine reichhaltige Mahlzeit mit zwei Prostituierten, während Straßenmusiker auftreten. Sein Umhang und sein Schwert liegen in der Nähe, um anzudeuten, daß er seine Party bald woanders fortsetzen wird.

Der bekleidete Affe, der einen Apfel ißt – ein uraltes Symbol der Liebe – und einen Ball und eine Kette hinter sich herzieht, weist auf die Gebundenheit des Sohnes an das Laster hin.

David Teniers war ein vielseitiger Künstler, der für seine umfangreiche Produktion (etwa 800 Bilder) bekannt ist. Er erneuerte einer Vielzahl von Genres wie Historienmalerei, Landschaft, Porträt und Stillleben. Meist erinnert man sich heute an ihn als den führenden flämischen Genremaler seiner Zeit. Teniers ist besonders für die Entwicklung des Bauerngenres, der Schenkstubenszene, Bilder von Kunstsammlungen und Szenen mit Alchimisten und Ärzten berühmt. Er begründete 1664 die Antwerpener Akademie.

Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Galerie in Brüssel, um 1650, KHM Wien

In diesem Werk hat sich Teniers auch selbst dargestellt. Er ist der Mann ganz rechts, der dem Erzherzog Erläuterungen gibt.

Biblische Sujets machen nur einen kleinen Teil des Gesamtwerkes von Teniers aus. Dennoch scheint er vom Thema der Versuchung des Heiligen Antonius besonders fasziniert gewesen zu sein. Antonius' Geschichte war ganz allgemein bei Künstlern und ihren Kunden beliebt. Ähnlich, wie böse Kreaturen und sexy Frauen auch heute noch in allen Arten von Medien beliebt sind.

Der Legende nach war der heilige Antonius ein Einsiedler, der um 300 nach Christus in einer Höhle in der ägyptischen Wüste lebte. Dort wurde sein Glaube an Gott vom Teufel bekämpft und immer wieder auf die Probe gestellt. Der Teufel schickte Dämonen, um ihn zu schlagen, und verführerische Frauen, um ihn von seinen Gebeten abzulenken. Aber der heilige Antonius hat nie geschwankt.

David Teniers malte, variierte oder gestaltete die Szene immer wieder neu. Seine Gemälde der Geschichte waren so begehrt, daß es mindestens fünf bekannte Versionen gibt. Dazu kommen zahllose Kopien und Abwandlungen aus seiner Werkstatt und von Nachfolgern bzw. Nachahmern. Insgesamt ist von 100 bis 200 Gemälden die Rede, die diesem Gesamtkomplex zuzuordnen sind.

Alle Gemälde gleichen sich: Der Betrachter blickt in das Innere einer Höhle mit dem heilige Antonius, der als alter Mann in einer Mönchskutte mit Aureole dargestellt wird und die Hände zum Gebet gefaltet hat. Die Höhle ist ist verschiedenen Symbolen ausgestattet. Ein großes Buch, ein Totenkopf, ein mit Kot klecksendes Hühnchen. Der Heilige schaut mit missmutigem Blick auf die Szenerie.

Umgeben wird Antonius von allerlei Teufels- und Mischwesen. Frauen mit krallenartigen Füßen unterstreichen ihre teuflische Abstammung. Andere Gestalten reden auf ihn ein. Vermutlich malte Teniers Prototypen, die dann teilweise von seinen Assistenten kopiert wurden. Er vervollständigte die Kopien und führte abschließend einige der schwierigeren Elemente wie Bücher, Gefäße und Kruzifixe aus.

Würde ich nach meinem Lieblings-Teniers gefragt, wäre es der Alchemist.

Vielleicht wegen dem hier. :)

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