Der Alchemist

Thomas Wijck, Der Alchemist Mauritshuis Den Haag

Irgendwie … — also irgendwie hat mich dieses Bild geschockt, als ich es zum ersten Mal sah. Denn ich erkenne mich darin selber wieder. Faszinierend.

Thomas Wijck (* um 1616, †1677) war ein niederländischer Genre-Maler und malte während einer Reise durch Italien anfangs italienische Straßen-, Strand- und Hafenbilder mit Figuren in der Art des Pieter van Laer und später, nach seiner Rückkehr in die Heimat, Interieurs mit Figuren von Gelehrten und Alchimisten sowie Familienszenen im Anschluss an Ostade, Molenaer und anderen. Er war Mitglied der Harleemer Lucas-Gilde, ab 1660 deren Dekan.

Wijck schuf eine weitere Version des Alchimisten, diese hängt im Ermitage Museum, Sankt Petersburg:

Wijcks Alchemisten sollen rund 100 Jahre später Joseph Wright of Derby (* 1734, † 1797) zu seinem Gemälde Der Alchemist auf der Suche nach dem Stein der Weisen inspiriert haben.

Joseph Wright of Derby, Der Alchemist auf der Suche nach dem Stein der Weisen, 1771, Derby Museum and Art Gallery

Dieses Bild zeigt den Alchemisten der versucht, den sagenhaften und schwer faßbaren Stein der Weisen, der gewöhnliches Metall in Gold verwandeln könnte, herzustellen. Aber stattdessen entdeckt er zu seinem Erstaunen Phosphor. Wright stellt den Alchemisten jedoch nicht in einem Hintergrund aus dem 17. Jahrhundert dar, sondern er romantisiert den Raum, indem er sich mittelalterliche gotische Bögen und hohe, spitze Fenster vorstellt, als ob er sich in einer Kirche befände. Das vermittelt auch einen sehr günstigen Eindruck von dem eigentlichen Vorgang, bei dem der Urin durch Kochen reduziert wird. Eine Beschreibung der Herstellung von Phosphor aus dem Jahr 1730 beschrieb die Notwendigkeit von 50 oder 60 Eimern Urin, der sowohl faulig als auch voller "gezüchtete Würmer" war.

Die Ähnlichkeit der Bilder von Wijck und Wright entsteht durch ähnliche Wölbungen, das Durcheinander von Objekten und den Assistenten, der vom Licht hervorgehoben wird. Wijcks Gemälde aus dem vorigen Jahrhundert war zu Wrights Lebzeiten in London ausgestellt, er könnte es also gekannt haben. Aber diese Theorie ist keineswegs sicher. Aus einer Skizze von Wrights Freund, dem Kartographen, Landvermesser und Zeichner Peter Perez Burdett (* um 1734, † 1793) geht hervor, daß er einen starken Einfluss auf die Komposition hatte. Seine Skizze vom 4. Februar 1771 zeigt die Wölbung und den Grundriß des Gemäldes mit dem Glasgefäß im Mittelpunkt. Es ist Burdett, der sagt, wo die Figur im Gemälde zu platzieren ist und Burdett hatte Wright auch mit seinem Freund, den damals bekannten Arzt Matthew Turner († 1788) bekannt gemacht, der Wright half, die dem Gemälde zugrunde liegende Wissenschaft vollständig zu verstehen.

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