Notklippe zurück

Einseitige, silberne Notklippe zu einem Taler 1547, Leipzig, geprägt während der Belagerung in Leipzig durch Johann Friedrich von Sachsen. 25,87 g. Rautenschild zwischen der geteilten Jahreszahl, oben MHZS, unten der Buchstabe L (Münzprägestätte Leipzig) im Kreis. Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück

Der größte Teil des Merseburger Domschatzes ging während der reformatorischen Auseinandersetzungen im Zuge des Schmalkaldischen Krieges 1546/47 endgültig verloren. In der damaligen Kriegsgefahr sah das Merseburger Domkapitel, dem ein protestantischer Bischof vorstand, den Domschatz in Gefahr und ließ ihn nach Leipzig in die Obhut des Schutzfürsten, Herzog Moritz von Sachsen (1541–1553, Kurfürst seit 1547), verbringen. Die in Merseburg verbliebenen Teile des Schatzes fielen Plünderungen anheim.

Jedoch mußten die Truppen in Leipzig während der Belagerung der Stadt durch Kurfürst Johann Friedrich I. besoldet werden, andernfalls hätte man offene Meutereien riskiert. Deswegen ließ der protestantische Herzog Moritz, der sich 1546 auf die Seite des katholoschen Kaisers Karl V. geschlagen hatte, kurzerhand den Merseburger Domschatz einschmelzen und zu Münzen verarbeiten. Es entstanden die sogenannten Klippen aus Silber und Gold. Die in Leipzig geprägten Notklippen zu einem Taler des Herzogs Moritz von Sachsen, mit dem Rautenschild zwischen der geteilten Jahreszahl 1547, sind mit dem Buchstaben L für die Münzstätte Leipzig und den Buchstaben M. H. Z. S. (Moritz Herzog zu Sachsen) gekennzeichnet. Die zum gleichen Zeitpunkt im Auftrag seines Gegners, Kurfürst Johann Friedrich I., in (größtenteils) Wittenberg geschlagenen Notklippen tragen die Buchstaben H. HF. K. (Herzog Hans Friedrich Kurfürst).

Klippe im Auftrag von Kurfürst Johann Friedrich I.

 

Goldene Notklippe, Vorder- und Rückseite

Der originale Prägestempel ist bis heute erhalten, die Klippen selbst wurden in alle Welt verstreut.

Eine der silbernen Notklippen konnte jetzt von den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und Naumburg über ein Auktionshaus in Osnabrück zum Preis von 5.250 € angekauft werden. Sie soll zukünftig in der seit 2008 zur Schatzkammer umgebauten Merseburger Südklausur ausgestellt werden.


Der Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius wurde nach nur sechs Jahren Bauzeit der Überlieferung nach am 1. Oktober 1021 im Beisein von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde geweiht. Bischof Thietmar von Merseburg legte am 18. Mai 1015 den Grundstein zum Bau des Gotteshauses. Über viele hundert Jahre hinweg war die Kathedrale die zentrale Bischofskirche des Bistums Merseburg.

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