Neujahr 2023

14 °C, Sonnenschein, bestes Frühjahrswetter.

Das bisherige Rekordhoch für den 1. Januar wurde im Jahr 2022 erreicht: 12 °C. Das Tief für den 1. Januar lag in den letzten 30 Jahren bei -27 °C im Jahr 1997. Im Durchschnitt der letzten 30 Jahre lag der Neujahrstag bei 2 °C (hoch) und -4 °C (tief). An 14 von 30 Tagen hat es geregnet und die durchschnittliche Schneehöhe betrug 0,5 mm. 2021 lagen 11,9 mm Schnee.

Die rot eingekreisten Temperaturen waren zum Zeitpunkt der Erstellung der Grafik bereits offiziell bestätigt.

Nicht zuletzt durch die außergewöhnlich hohen Temperaturen in der letzten zehn Dezembertagen war 2022 mit einer erstmals zweistelligen Mitteltemperatur von 10,0 °C das wärmste Jahr in Thüringen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Damit lagen die sechs wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen allesamt in den vergangenen neun Jahren.

Den Schlusspunkt für das Jahr setzte mit den höchsten bisher je gemessenen Temperaturen der Silvestertag. Er war mit den in Jena registrierten 17,7 °C zugleich der wärmste Dezembertag überhaupt in der hier sogar bis 1824 zurückreichenden Messreihe.

Die Temperaturextreme deuteten sich zuvor bereits mit dem wärmsten je (seit 1881) in Thüringen gemessenen Oktober an. Der wärmste Tag des Jahres war hingegen der 20.07.2022, an dem an vielen Thüringer Wetterstationen neue Allzeittemperaturrekorde gemessenen wurden. So wurde in Jena mit 39,1 °C erstmals die 39-°C-Marke überschritten und damit war nachweislich die höchste gemessene Temperatur seit Beginn der Aufzeichnung vor fast 200 Jahren erreicht. Die Höhengrenze für einen sogenannten Wüstentag – also Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 35 °C – stieg an diesem Tag bis auf 655 m über NN an. Mit seinen 732 m ü. NN verpasste der Kleine Inselsberg diese Grenze mit 34,7 °C nur knapp. In den sonst für eher kühle Witterungsverhältnisse bekannten Hochlagen des Thüringer Waldes kletterte das Quecksilber flächendeckend auf über 32 °C und sorgte für hochsommerliches Badewetter, wie es üblicherweise nur in den tiefergelegenen Regionen Thüringens bekannt ist.

Mit insgesamt 1.969 Sonnenstunden im Flächenmittel für den Freistaat geht das zurückliegende Jahr als das sonnenscheinreichste in Thüringen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951 in die Statistik ein. Wie das TLUBN mitteilt, wurde zuvor die Marke von 1.900 Sonnenstunden im Jahr in Thüringen überhaupt erst dreimal überschritten, nämlich in den Jahren 1959 (1.957 h), 2003 (1.945 h) und 2018 (1.939 h). Nachdem schon der März mit deutlichem Abstand einen neuen Sonnenscheinrekord aufgestellt hatte, registrierten die Thüringer Messstationen bereits Ende August 2022 so viele Sonnenstunden, wie im gesamten vorausgegangenen Jahr 2021 (1.523 h).

In der Bilanz der jährlichen Niederschlagsmenge schneidet das Jahr 2022 in Thüringen dagegen mit 584 mm/m² im vieljährigen Flächenmittel (1991-2020) um 19 Prozent zu trocken ab. Der sonnenscheinreiche März läutete eine bis in den August hineinreichende Dürrephase ein. Sie bescherte Thüringen den dritttrockensten Sommer (nach dem trockensten 2018), dessen Niederschlagswerte für sich genommen sogar um 55 Prozent unter dem vieljährigen Mittel lagen. Extrem ausgetrocknete Böden, Niedrigwasser führende Flüsse und eine Vielzahl von Waldbränden waren u. a. die Folge.

Die dieses Jahr beobachteten Witterungsextreme passen laut TLUBN ins Bild der bisherigen und zukünftig zu erwartenden klimatischen Veränderungen. Die Sommermitteltemperatur in Thüringen (Flächenmittelwert) ist von 15,8 °C in der Periode 1961–1990 auf 17,1 °C in 1991–2020 angestiegen. Die durchschnittliche Sonnenscheindauer hat in diesem Zeitraum um über 6 % zugenommen, während die Sommer-Niederschlagsmengen gleichgeblieben sind bzw. sich ebenfalls minimal erhöht haben (ca. + 3 %).

Das steht in scheinbarem Widerspruch zur zunehmenden Trockenheit der Böden. Laut TLUBN liegt die Erklärung dafür in der Zunahme des Starkregenanteils am Sommerniederschlag, für die sich zwar noch keine statistisch belastbaren Trends, aber erste Tendenzen erkennen lassen. Die hohen Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit (zum Teil nur wenige Minuten) können nicht so schnell versickern und fließen fast ausschließlich oberflächennah ab. So kann ein einzelnes Starkregenereignis innerhalb weniger Stunden den gesamten durchschnittlichen Monatsniederschlag ausmachen, aber dennoch kaum etwas zum Auffüllen des Regenwasserdefizits beitragen. Längere und häufigere Trockenperioden unterbrochen von intensiven Starkregenereignissen im Sommer werden sich in Zukunft auch in Thüringen häufen. Sommer wie 2003, 2018 und 2022 werden in naher Zukunft nicht mehr das Extrem, sondern den Normalfall darstellen, das heißt, es wird zwar immer wieder "kühlere" Einzelsommer geben, aber deutlich öfter wärmere.

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