Madame Bardey, Rodin & Henriette

Eugène Druet, Madame Bardey, Rodin and Henriette, 31 Rue Campagne-Premiere, Paris, 1915/16 MET

Jeanne Bardey (* 1872, † 1954), eine Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin aus Lyon, wurde kurz nach ihrem Kennenlernen im Jahr 1909 eine inoffizielle und auch letzte Schülerin von François-Auguste-René Rodin (* 1840, † 1917). Sie war maßgeblich an der Organisation einer Ausstellung mit zweihundert Zeichnungen und Drucken von Rodin in Lyon im Jahr 1912 beteiligt. Als sie nach dem Tod ihres Mannes 1915 nach Paris zog, wurde Rodin ein häufiger Besucher ihres Ateliers. Er beschrieb sie 1916 als seine Erbin — aber sein letzter Wunsch wurde nicht respektiert und sie wurde von seinem Erbe ausgeschlossen.

Pierre Bellingard, Jeanne Bardey, Lyon um 1900

Das Foto von Eugène Druet zeigt Jeanne beim Fertigstellen einer Porträtbüste von Rodin, während er an einer Büste ihrer Tochter Henriette arbeitet.

Der Obstbauern-Sohn Alphonse Eugène Druet (* 1867, † 1916) besaß zunächst das French Yacht Club, ein kleines Familiencafé in Paris. Auguste Rodin, dessen Werkstatt unweit lag, besuchte regelmäßig das Café und führte Druet in die künstlerische Fotografie ein. Nach einem Treffen im Jahr 1896 machte Druet zahlreiche Fotografien von Rodins Skulpturen und fungierte bald als dessen offizieller Fotograf. Allerdings wurde er für diese Arbeit kaum bezahlt. 1900 organisierte Druet eine große Retrospektive für Rodin im Alma-Pavillon am Rande der Weltausstellung. Dafür hatte er einen Teil einer Wand und konnte 71 seiner Fotografien zeigen.

1903 gab Druet sein Café auf und eröffnete stattdessen eine Kunstgalerie. Diese Pariser Galerie wurde ziemlich bekannt. Zu ihren wohlhabenden Kunden zählte der Moskauer Sammler Ivan Morozov. Druet reproduzierte insbesondere Gemälde und verkaufte beides, die Originale und die Reproduktionen, in seiner Galerie. Die Qualität seiner Reproduktionen von u.a. Leonardo da Vinci, Maurice Denis, Titian, Ingres, Toulouse-Lautrec und Cézanne verschafften ihm Anerkennung in der Kunstwelt. Zwischen 1903 und 1938 stellte er in seiner Galerie fast 1.300 Künstler aus. Darunter Georges Manzana-Pissarro, Charles Camoin, Henri Manguin, Théo van Rysselberghe, Odilon Redon, Albert Marquet, Léon Lehmann, Maurice Denis, Jacqueline Marval, Paul Cézanne, Fernand Labat oder Jules Cavaillès.

Pierre Jacques Bellingard (* 1847, † 1935) machte eine Ausbildung zum Maler und Portrait-Fotografen in Lyon. Er spezialisierte sich auf das Pigmentdruckverfahren und veröffentlicht mehrere Bücher zu dieser Technik. Er erhielt auf den Ausstellungen in Barcelona 1888 und London 1890 jeweils eine Goldmedaille und ein Ehrendiplom auf der Weltausstellung 1889. 1894 war er Vizepräsident der Fotoabteilung der Weltausstellung in Lyon.

Pierre Bellingard, Anwälte, Lyon um 1890, Kohledruck

Pigmentdrucke sind fotografische Abbildungen, bei denen das Bild durch mineralische oder künstliche Farbpigmente auf einem Trägermaterial erzeugt wird. Diese Farbpigmente sind in der Regel lichtecht und die Bilder somit beständig.

Das Pigmentdruckverfahren, (auch Kohleverfahren oder Kohledruck genannt) zählt zu den Edeldruckverfahren. Es basiert darauf, dass Gelatine, wenn man sie mit einem chromsauren Salz (Kaliumdichromat oder Ammoniumdichromat) dem Licht aussetzt, in Wasser unlöslich (gegerbt) wird. Ist ihr ein Farbstoff (Pigment) beigemischt, so halten die unlöslich gewordenen Stellen diesen mechanisch zurück. Weil als Pigment oft Kohlenstaub verwendet wurde, ist für dieses Verfahren auch der Name Kohledruck gebräuchlich. Während Pigmentdrucke in der historischen Fotografie durch Auswaschung nicht belichteter Bestandteile erzeugt wurden, entstehen Pigmentdrucke moderner Art meist durch Tintenstrahldrucker.

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