Les Fleurs du Mal — Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal, deutscher Titel Die Blumen des Bösen, ist ein Gedichtband von Charles-Pierre Baudelaire (* 1821, † 1867), der am 25. Juni 1857 in seiner Erstausgabe in einer Auflage von etwa 1.100 Exemplaren erschien. Diese Gedichte mißfielen den damaligen konservativen Wächtern über Sitte und Anstand dermaßen, daß schon 14 Tage später ein gerichtliches Verfahren eingeleitet wurde: Wegen Beleidigung der öffentlichen Moral und Gotteslästerung klagte man Baudelaire an und verurteilte ihn am 20. August 1857 zu 300 Francs Geldstrafe, die weitere Veröffentlichung von sechs als anstößig bezeichneten Gedichten wurde verboten. Mit einem Bitt-Brief an Kaiserin Eugénie erreichte Baudelaire 1858 eine Reduzierung der Strafe auf 50 Francs.
Ähnlich war es schon im Februar des gleichen Jahres Gustave Flaubert (* 1821, † 1880) ergangen, dessen Roman Madame Bovary sich etwas zu tiefgründig mit der Beziehung zwischen Männlein und Weiblein beschäftigt hatte.
Baudelaires Werk handelt vom Großstadtmenschen und dessen Langeweile, einer mit Widerwillen, Unlust und Verdruss verbundenen Entfremdung gegenüber dem Dasein. Ihm ging es um die Gegenwart, das moderne Stadtleben, die endlose Aufeinanderfolge verfliegender Augenblicke. Natur und Vergangenheit waren für Baudelaire passé. Die Sammlung der etwa 100 Gedichte stellt keine einfache Anthologie dar, sondern ist eher als durchkomponiertes Ganzes zu sehen. Die persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen des Autors bilden den Kern. Im Sinne des aufkommenden Realismus der Großstadt ist Baudelaires Welt überwiegend hässlich und morbide, der Mensch hin- und hergerissen zwischen den christlich-platonisch aufgefassten Tendenzen Idéal und Spleen, den Mächten des Hellen und Guten und denen des Dunklen bis hin zum Satanischen. Der zentrale Begriff der Langeweile, Spleen, hat den Charakter einer Sünde der Verdrossenheit, der Faszination des Ekelhaften und Bösen. Im Gegensatz dazu steht die Sehnsucht nach der Tugend als Idéal. Einige der Gedichte beschreiben das Liebesglück, oft auch nur als Sehnsuchtsbild der Phantasie erlebt.
Auch der Verleger Baudelaires, Auguste Poulet-Malassis (* 1825, † 1878), mußte eine Geldbuße zahlen. Der hatte sich offenbar auch nicht vorstellen können daß verboten war, Paris als das zu beschreiben, was es zu diesem Zeitpunkt eindeutig war: Ein Ort voller Enge, Dreck und Verzweiflung, an dem es nur Wenigen vergönnt war, ein halbwegs erträgliches Dasein zu fristen. Poulet-Malassis floh vor drohenden Geld- und Haftstrafen nach Brüssel.
Erschwerend im Gerichtsverfahren kam wohl hinzu, daß Baudelaires Charakter nicht dazu beitrug, daß er irgendwo hätte Mitarbeiter dem Monats werden können. Zwar stammte er aus einem durchaus wohlhabenden Elternhaus — aber dieser Bonus half ihm nicht viel. Im Alter von fünf Jahren wurde er durch den Tod seines Vaters Halbwaise. Seine Mutter heiratete rasch wieder und verschaffte ihm so einen ehrgeizigen und autoritären Offizier als Stiefvater. Charles entwickelte sich zu einem schwierigen, mürrischen und sich depressiv fühlendem Jugendlichen, der in Internate abgeschoben wurde. Er bekam erstaunlich wenig in den Griff und schaffte es stattdessen, wegen Ungehorsams von der Schule, dem renommierten Pariser Collège Louis-le-Grand, zu fliegen. Seine Eltern hatten sich eine Karriere als Diplomat vorgestellt. Zwar holte er 1839 den Abschluß nach und schrieb sich für ein Jura-Studium ein — aber weder Bohème noch Rotlicht ließen ihn los. Er infizierte sich mit Syphilis, einer damals unheilbaren Krankheit.
Mit 18 Jahren machte Baudelaire die Bekanntschaft einer Prostituierten, die er die Schielende nannte und der er das früheste Gedicht der Les Fleurs du Mal widmete. Er beschreibt sie als grässliche Frau, neben der er lag wie längs einer Leiche ausgestreckt. Baudelaire war vom Hässlichen, von den ekelhaften Auswürfen der modernen Gesellschaft und den Perversionen, die die bürgerliche Moral provozierten, fasziniert.
Baudelaire konnte mit "normalen" Frauen nichts anfangen. Frauen mußten einem ähnlichen ästhetischen Muster folgen wie seine Beobachtungen des modernen Lebens: schnell und pervers. Er hatte Sehnsucht nach einem antibürgerlichen Frauentyp, der keinem der gegenwärtigen Ideale des Bürgertums entsprach. Die Außenseiterin in der Gesellschaft und im Verhältnis zu anderen Frauen entsprach seiner Vorstellung von Erotik. Sie sollte nicht der gängigen Mode gehorchen und bspw. wie die Bürgersfrauen der Zeit Stöckelschuhe tragen. Ihre Moral sollte unrein, ihre Schönheit der Gegenwart fremd sein.
Von seinem Stiefvater erhielt Baudelaire eine Erbschaft von 75.000 Francs. Der Jahreslohn eines Bergarbeiters betrug damals ca. 550 Francs. Das Vermögen hätte also gereicht, sich zur Ruhe zu setzen.
Aber Baudelaire entschied sich, es lieber durchzubringen.
Seine neue Geliebte, Jeanne Duval (* um 1820, † 1862, ihr richtiger Familienname ist unbekannt), unterstütze ihn tatkräftig bei diesem Vorhaben. Die Tochter einer Kreolin und eines Franzosen (oder umgekehrt) firmierte zwar als Tänzerin und Schauspielerin — war aber aus heutiger Sicht eher eine Escort-Dame. Bekannt war sie hauptsächlich durch ihre Schönheit und für ihre Extravaganzen. Jedenfalls verpraßte das Paar ungefähr die Hälfte de Vermögens in nur 18 Monaten. Auf Betreiben seiner Mutter wurde Boudelaire daraufhin unter gerichtliche Vormundschaft gestellt.
Boudelaire huldigte der von ihm so empfundenen Schönheit und Exotik Jeannes in zahlreichen seiner Gedichte. Für ihn war sie die Mätresse aller Mätressen, die schönste Frau, die Liebe seines Lebens. In den Fleurs du Mal ging sie in etwa zwölf Gedichte als schöne Düstere, als Hexe mit ebenholzfarbener Flanke, Schlange, die am Ende eines Stabes tanzt, als kreolische Sklavin, Kadaver, traurige Schöne und als Kind finsterer Mitternacht ein. Wollüstig schaudernd tauchte sie ihre schöne Nacktheit in die Küsse der Seide und der Laken, und langsam oder heftig zeigte sie bei jeder Bewegung die kindliche Anmut des Affen, steht im Gedicht Der Bilderrahmen. Ohne seine Muse Jeanne Duval wären Baudelaires Blumen des Bösen weniger unverschämt, weniger schillernd — aber auch weniger fetischhaft. Sie wurde von ihm geliebt und verflucht. Er finanzierte auch ihre letzten Lebensjahre, die sie gelähmt in einem Rollstuhl sitzend, in einem Pflegeheim zubrachte.
Charles Baudelaires letzte Jahre waren von weiteren finanziellen und zunehmend auch gesundheitlichen Problemen im Gefolge seiner Alkohol- und Drogenexzesse sowie der damals unheilbaren Syphilis geprägt. Er starb 1867 im Alter von 46 Jahren in einer Pariser Klinik.
Das Verbot der sechs anstößigen Gedichte wurde über 90 Jahre später,1949, aufgehoben.
Das Bild ganz oben, Das Atelier des Künstlers, vollständiger Titel L’Atelier du peintre. Allégorie Réelle déterminant une phase de sept années de ma vie artistique (et morale), deutsch Eine wirkliche Allegorie einer siebenjährigen Phase in meinem künstlerischen (und moralischen) Leben, malte Gustave Courbet (* 1819, † 1877) 1855.
Es ist eine Allegorie von verschiedenen Personen aus seinem realen Leben mit Einflüssen auf sein Schaffen. Links befinden sich nicht näher bekannte Personen aus allen Schichten der Gesellschaft, ein Geistlicher, ein Kaufmann, ein Jäger, sowie ein Arbeiter und eine Bettlerin, die die Armut symbolisieren. Rechts befinden sich konkrete Freunde und Bekannte.
Courbet selbst sitzt in der Mitte, arbeitet an einem Landschaftsgemälde. Es wirkt, als wolle er die sozial vermittelnde Funktion zwischen den beiden Gruppen ausüben, gewissermaßen das Scharnier bilden.
Charles Baudelaire sitzt in Courbets Bild am rechten Rand.
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