König Lear, Erster Akt, Erste Szene

Edwin Austin Abbey, King Lear, Act I, Scene I, 1898 MET

König Lear von Britannien ist alt geworden und will sich von seinen Pflichten als Monarch zurückziehen. Er beschließt, sein Reich unter seinen drei Töchtern aufzuteilen und erklärt, daß er den größten Anteil derjenigen geben wird, die ihn am meisten liebt.

Die Älteste, Goneril, spricht zuerst und erklärt ihrem Vater in überschwänglichen Worten ihre Liebe. Bewegt von ihrer Schmeichelei gibt Lear Goneril ihren Anteil, sobald sie ihre Erklärung beendet hat, noch bevor die beiden anderen Töchter, Regan und Cordelia, die Möglichkeit haben, zu sprechen. Dann spricht er Regan ihren Anteil zu, sobald auch sie gesprochen hat.

Als seine jüngste und beliebteste Tochter Cordelia endlich an der Reihe ist, weigert sie sich zunächst, etwas zu sagen ("Nothing, my Lord") und erklärt dann, daß es nichts gibt, womit man ihre Liebe vergleichen könnte, keine Worte, um sie richtig auszudrücken. Sie sagt ehrlich aber unverblümt, daß sie ihn gemäß ihrer Bindung liebt, nicht mehr und nicht weniger und die Hälfte ihrer Liebe für ihren zukünftigen Ehemann reservieren wird. Wütend enterbt Lear Cordelia und teilt ihren Anteil unter ihren älteren Schwestern auf.

Edwin Austin Abbey (* 1852, † 1911), ein in Philadelphia geborener Illustrator, Maler und Wandmaler, ist für seine historische Bildsprache bekannt, insbesondere für Artus- und Shakespeare-Themen. Als beliebtes Mitglied ausländischer Künstlerkreise besuchte Abbey erstmals 1878 England und ließ sich dort 1882 dauerhaft nieder. In dieser dramatischen Szene aus König Lear steht Cordelia – Shakespeares Heldin in der Tragödie – im Mittelpunkt der Komposition, nachdem sie gerade in der Eröffnungsszene des Stücks von ihrem Vater aufgegeben wurde.

Als Abbeys Hauptwerk gilt das mehrteilige Wandbild Auf der Suche nach dem Heiligen Gral in der Boston Public Library.

Teil 3 Die Artusrunde und die Fabel vom gefährlichen Sitz, Quest from the holy grail, 1895

Die Szene zeigt die Tafelrunde mit König Artus. Alle Plätze rund um den runden Tisch wurden von verschiedenen Rittern eingenommen, mit Ausnahme des sogenannten 'Seat Perilous' oder Siege Perilous (der gefährliche Sitz). Dieser freie Platz ist von Merlin für den Ritter reserviert, der eines Tages bei der Suche nach dem Heiligen Gral erfolgreich sein wird, es ist tödlich für jeden anderen, sich dorthin zu setzen. Plötzlich schließen sich alle Türen und Fenster im Raum und ein alter, weiß gekleideter Mann (Joseph von Arimathäa) tritt mit dem jungen Galahad ein, der als Zeichen der Reinheit in Rot gekleidet ist. Der alte Mann in Weiß führt Galahad zum Seat Perilous und läßt ihn darauf Platz nehmen. König Arthur und alle anderen Leute erkennen Galahad sofort als den Auserwählten an (Engel umgeben die Gruppe und preisen Galahad). König Arther erklärt Galahad zum größten Ritter aller Zeiten. Galahad wird eingeladen, sich dem Runden Tisch anzuschließen und kurz darauf wird die Gruppe Zeuge einer ätherischen Vision des Heiligen Grals. Die Suche nach dem heiligen Gral hat begonnen.

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