Im Auftrag der Camorra
Dieser Fall führt ins italieneische Mafia-Milieu. Im Auftrag eines Bosses der neapolitanischen Camorra werden 2002 die Werke Meeressicht bei Scheveningen und Die reformierte Kirche von Nuenen mit Kirchgängern von Vincent Willem van Gogh (* 1853, † 1890) gestohlen. Ihr Wert wird auf 30 Mio. $ geschätzt, die Bilder sind nicht versichert. (Van-Gogh-Bilder bringen bei Versteigerungen immer wieder zweistellige Millionenbeträge ein.) Die zwei niederländischen Diebe drangen in der Nacht mit einer Leiter über das Dach in das Amsterdamer Museum ein, zerschlugen mit Hämmern ein Fenster und entkamen unerkannt. Sie werden 2003 gefasst und zu Gefängnisstrafen von drei Jahren verurteilt. Von den Bildern gab es vorerst keine Spur. Auch eine vom Museum ausgesetzte Belohnung von 100.000 Euro brachte keinen Erfolg. Die amerikanischen Bundespolizei FBI zählte den Diebstahl zu den »Top Ten« der Kunstraube weltweit.
Die Meeressicht bei Scheveningen war von Van Gogh 1882 während eines Sturms direkt an der Küste gemalt worden. Darauf deuten Sandkörner hin, die in der kräftig aufgetragenen Farbe stecken.
Die Kirche von Nuenen mit Kirchgängern malte van Gogh 1884 für seine Mutter. Sein Vater war dort Pfarrer. Vermutlich übermalte van Gogh im Herbst 1885, nach dem Tod seines Vaters, das Bild teilweise und fügte und im Vordergrund einige Personen hinzu.
Erst vierzehn Jahre später, im September 2016, werden die Gemälde eher zufällig, von der Polizei bei einer Drogenrazzia auf dem Landsitz jenes Mafiosos südlich von Neapel in relativ gutem Zustand wiedergefunden. Allerdings müssen sie neu gerahmt werden; die originalen Rahmen sind verschwunden. Ob der hohe Bekanntheitsgrad der Gemälde ihren Verkauf zu schwierig gemacht hat?
In einem Interview mit der Tageszeitung Il Mattino sagte der Drogen- und Goldhändler, der sich rechtzeitig vor der Razzia nach Dubai abgesetzt hatte, Ich habe diese beiden Van Goghs geliebt, ich habe sie dem Dieb nicht nur abgekauft, weil sie günstig waren, sondern weil ich sie liebte.
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