Herkunft: »Richter Gallery, Wien«

Dieses Artefakt aus der frühen Kupferzeit (4200-4000 v. Chr.) wurde kürzlich bei Sotheby's, London, versteigert. Statt der erwarteten 40.000 bis 50.000 £ erlöste es immerhin 327.600 £ (ca. 380.000 €). Ein gutes Geschäft für den Verkäufer, der die Scheibe 1997 für ca. 10.000 österreichische Schilling (rund 750 €) erworben hatte.

Die Scheibe besteht aus Gold und hat einen Durchmesser von knapp 8 cm. Diese Scheiben, von denen dreizehn Stück bekannt sind, werden der Balaton-Lasinja-Kultur zugeordnet und gelten damit als die zweitälteten goldenen Gegenstände der Welt. (Älter sind nur die Artefakte, die in der Nekropole von Warna gefunden wurden und die auf 4500-4300 v. Chr. datiert werden.) Möglicherweise handelt es sich um stilisierte Symbole einer Göttin, die von politischen oder religiösen Führern bei Zeremonien als Brustschmuck getragen wurden. Bemerkenswert an diesem Stück ist, daß es an Stelle der üblicherweise drei vier gehämmerte Buckel besitzt.

Zum Vergleich die goldenen Scheiben aus dem Depotfund von Stollhof, Niederösterreich:

Bemerkenswert ist aber ebenso die von Sotheby's gemachte Herkunftsangabe zum nun versteigerten Artefakt:

Eine Richter Gallery, Wiener Neustadt, Austria scheint es nie gegeben zu haben. Im Firmenbuch (der österreichischen Variante des Handelsregisters) findet sich an der angegebenen Adresse ein Eintrag zu einem Reisegewerbetreibenden, also zu einem Marktfahrer. Dieser, er hat sein Gewerbe schon vor über 10 Jahren aus Altersgründen aufgegeben, war sehr oft auf dem Flohmarkt Am Hof in der Wiener Innenstadt tätig.

Die gleiche Herkunft — Richter Gallery — wurde übrigens bei jenen beiden Vinča-Figuren angegeben, die 1991 bei Sotheby's und 2021 bei Christie's versteigert wurden.

(Als Vinča-Kultur wird eine Kultur der Jungsteinzeit mit schwerpunktmäßiger Verbreitung im heutigen Serbien bezeichnet. Sie erhielt ihren Namen nach dem Fundort Vinča Belo Brdo am rechten Steilufer der Donau bei Belgrad.)