Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus
Der bedeutende Antwerpener Maler Frans Francken II — der Jüngere — (* 1581, † 1642) malte mehrere Bilder, die biblische Feste darstellen: Fest der Esther, Fest des Herodes, Fest mit dem reichen Mann und Lazarus, Fest des verlorenen Sohnes und auch zahlreiche königliche Feste.
Obwohl es sich um unterschiedliche Geschichten handelt, liegen ihre kompositorischen Lösungen immer sehr nahe beieinander: Im Vordergrund sitzt eine Gruppe von Figuren in prächtigen Gewändern auf der Terrasse des Palastes, meist um einen reich gedeckten Tisch. Sie essen, haben Spaß und begleiten das Gespräch mit ausdrucksstarken Gesten. Neben mehr oder weniger gleichen Figurentypen verbindet diese Kompositionen vor allem eine ähnliche Bildkonstruktion – die Raumkonstruktion in drei diagonal in die Tiefe zurückversetzten Ebenen.
Das charakteristische Element der einzelnen Feste ist nicht so sehr die zentrale Szene, sondern vielmehr eine kleine erklärende Szene im Hintergrund. In diesem Fall ist es die Figur eines armen Mannes mit einem Hund, typisch für das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus: Es war ein reicher Mann, der sich in Scharlach und feines Leinen kleidete und jeden Tag ein üppiges Festmahl feierte. Und es war ein armer Mann namens Lazarus, der lag mit einem Geschwür vor seinem Tor und bat, mit dem Abfall von der Tafel des reichen Mannes gefüttert zu werden, sobald die Hunde kamen und sein Geschwür leckten (Lk 16, 19-21).
In der Bratislava-Komposition stellt Francken den Gastgeber und die Gäste in ihrer eigenen geschlossenen Welt, im Reich des Wohlbefindens, dar. Sie bemerken die Gestalt des leidenden Lazarus, der nicht nur hungrig ist, sondern von dem sich über ihn beugenden Mann geschlagen und aus dem Haus getrieben wird, nicht. Die einzige Frau am Tisch dreht sich um, als wolle sie die beiden getrennten Welten verbinden und Interesse an Lazarus und seinem Leiden zeigen. Francken erweiterte die Szene um einige andere Hilfsfiguren, die die Erzählung der Geschichte bereichern: Die eine Figur im Erker, eine Frau mit einem Mann auf der Treppe und durch den hinter dem Tor stehenden Mann wird der Raum optisch in die Tiefe geöffnet.
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