Ein Alter umarmt die Magd im Stall

David Teniers der Jüngere, Ein Alter umarmt die Magd im Stall, 1649? Klut/Estel/Staatliche Kunstsammlungen Dresden

1727 kaufte Baron Raymond Le Plat, seinerzeit Generalinspekteur der Königlichen Sächsischen Sammlungen, das Bild Ein Alter umarmt die Magd im Stall, welches dem flämischen Genre- und Landschaftsmaler David Teniers dem Jüngeren (* 1610, † 1690) und seiner Werkstatt zugeschrieben wird, für die Gemäldesammlung Augusts des Starken. Es zeigt ein beliebtes Sujet der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts. Populäre Darstellungen dieser Art wurden für den Verkauf auf dem freien Markt in Teniers Atelier und auch durch selbständige Antwerpener Malerkollegen häufig wiederholt.

1931 gelangte das Bild als Leihgabe an das Ministerium des Inneren in Dresden und war dort bis 1945 nachweisbar. Seither galt es als verschollen und war als Kriegsverlust in der Lost-Art-Datenbank registriert.

Ab 1977 tauchte das Gemälde mehrfach auf dem internationalen Kunstmarkt auf. Mehrere Versuche der Rückführung, zuerst noch durch das Amt für Rechtsschutz der DDR, scheiterten aus verschiedensten Gründen.

2014 bot der Kunsthändler Giro L. aus Neapel das Bild, nach einem Hinweis der Düsseldorfer Kunsthistorikern und Teniers-Expertin Magret Klinge, der Gemäldegalerie Alte Meister und damit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) für einen fünfstelligen Betrag zum Kauf an. Angeblich würde er im Auftrag eines Dritten handeln, von dem er das Bild vor dem 10. November 2014 übernommen haben will. Da der Verdacht der Hehlerei bestand — der Beschuldigte soll zumindest billigend in Kauf genommen haben, dass es sich bei dem Werk um den Kriegsverlust einer öffentlichen Kunstsammlung handelte — wurde es nach einem Hinweis der SKD an das Sächsische Landeskriminalamt von der italienischen Carabinieri-Spezialeinheit Tutela Patrimonio Culturale (TCP) (dt.: Kommando für den Schutz des kulturellen Erbes), welche bereits seit längerer Zeit gegen Giro L. ermittelten, im Januar 2015 kurzerhand sichergestellt. In Deutschland war bereits Strafverfolgungsverjährung eingetreten.

Die gute Zusammenarbeit zwischen den sächsischen Behörden und den Carabinieri sorgte dafür, daß das Gemälde 2022 nach Dresden zurückgeführt werden konnte. Damit fand eine Jahrzehnte andauernde Jagd ihr glückliches Ende.

Allerdings befindet sich das Bild in einem beklagenswerten konservatorischen Zustand, weswegen ein dauernde öffentliche Ausstellung erst nach umfangreicher Restaurierung in Frage kommt.

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