Die Mäusefalle
Die Mausefalle war ein beliebtes Motiv der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts. Für einen Betrachter aus jener Zeit war die Szene hocherotisch. Ein Mädchen hält eine Mausefalle in der einen und eine Kerze in der anderen Hand. Sie blickt zu einem Jungen, der auf die Mausefalle deutet und den Betrachter anblickt. Die Mausefalle selbst, das lodernde Kerzenlicht, der ausgestreckte Finger des Jungen wie auch der umgefallene Zinnkrug verweisen auf das Spiel der Liebe; das breite Grinsen, mit dem der Junge den Betrachter anblickt, läßt daran keinen Zweifel.
Die Intimität der Szene wird durch die Kerze, die einzige Lichtquelle, mit ihrer feinen Nuancierung von Licht und Schatten und die wenigen Glanzlichtern verstärkt. Ihr warmer Schein beleuchtet die wenigen Gegenstände im Bild: Eine Tischdecke, einem Holzbottich, einem Kerzenleuchter und einem umgefallenen Zinnkrug. Typisch für Gerrit Dou ist auch der Rundbogen, der die Akteure wie auf einer Bühne präsentiert. Es entsteht eine Art "Fensterbild". Ebenso typisch sind die in den Zuschauerraum hineinreichenden Requisiten.
Der Rembrandt-Meisterschüler Gerrit Dou (* 1613, † 1675) malte die Mausefalle wahrscheinlich zwischen 1665 und 1670. August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, lies 1722 die kleine (nicht ganz A4-große) Tafel für seine Sammlung über den Antwerpener Kunsthändler Charles du Roy ankaufen. Nach dem Ende der Monarchie 1918 kam das Bild in den Besitz des Freistaates Sachsen, wurde aber um 1924 im Rahmen der Vermögensauseinandersetzungen an das Haus Wettin zurückgegeben. Anschließend galt es als verschollen.
Erst die Entdeckung einer kaum mehr sichtbaren Inventarnummer (508) am rechten unteren Bildrand gab die Gewißheit, daß es sich um das originale Gemälde aus einer der bedeutendsten fürstlichen Sammlungen des 18. Jahrhunderts handelte. Die Ergebnisse einer dendrochronologischen Untersuchung, wonach der Baum für die Tafel frühestens 1644, eher zwischen 1650 und 1660 gefällt worden ist, bestätigen das.
Am 19. November 2022 wird das Bild beim Kölner Auktionshaus Lempertz versteigert. Der Schätzpreis liegt zwischen 20.000 und 30.000 €.
Eine Wiederholung des Gemäldes von Gerrit Dou durch einen unbekannten Nachfolger wurde 2021 über das Auktionshaus im Kinsky Wien verkauft.
Ein gespiegeltes Mezzotinto von Nicolaas Verkolje (* 1673, † 1746) des Motivs befindet sich in der National Gallery of Art, Washington DC.
(Mezzotinto, auch Schabtechnik oder Schwarzkunst, ist ein monochromes Druckverfahren. Es ergibt Halbtöne, ohne linien- oder punktbasierte Techniken wie Schraffur, Kreuzschraffur oder Punktierung zu verwenden. Die Tonalität wird erreicht, indem eine Metallplatte mit Tausenden von kleinen Punkten aufgeraut wird, Das 1642 entwickelte Verfahren wurde ab dem 18. Jahrhundert häufig verwendet, um Porträts und andere Gemälde zu reproduzieren.)
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