Der Schatz der Kelten

Polizeifoto

22.11.2022, Bayerisches Landeskriminalamt

München, Manching — Bei einem Einbruch in das Kelten Römer Museum Manching wurden Goldmünzen im Wert von mehreren Millionen Euro entwendet.

Größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts entwendet!

In der Nacht auf Dienstag, den 22.11.2022, brachen unbekannte Täter in das Kelten Römer Museum Manching ein. Die Täter verschafften sich Zugang zum Ausstellungsraum und brachen gezielt eine Vitrine mit 483 Goldmünzen auf. Die Münzen wurden im Jahr 1999 im Rahmen von Grabungsarbeiten auf dem Gelände des Manchinger Oppidums entdeckt und können auf ca. 100 vor Christus datiert werden. Bei den insgesamt rund vier Kilogramm schweren Artefakten handelt es sich somit um den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts.

Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) hat unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt die weiteren Ermittlungen übernommen. Weitere Angaben zum konkreten Tathergang können zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht gemacht werden.

Es war eine Sache von nur neun Minuten: Um 1:26 Uhr wird eine äußere Fluchttür am Kelten und Römer Museum in Manching aufgehebelt, um 1:35 Uhr war der Einbruch schon wieder vorbei.

Die Zeit des Einbruchs wird von der Alarmanlage präzise aufgezeichnet. Doch der Alarm kann nicht weitergeleitet werden, denn um 1:17 Uhr — neun Minuten vor dem Einbruch — war ein Verteilerknoten für Internet und Telefon in nur einem Kilometer Entfernung zum Museum sabotiert worden. Glasfaserkabel wurden durchtrennt, Telefonie und Internet für rund 13.000 Privathaushalte und Unternehmen in der Gegend ware lahm gelegt. Und vor Ort im Museum gab es in der Nacht kein Wachpersonal.

Nach dem Ausfall von Internet und Telefonen schickt die Polizei noch in der Nacht Streifen los. Banken und Geldautomaten könnten das Ziel von Kriminellen werden, wird befürchtet. Um 9:45 Uhr wird der Einbruch ins Museum bemerkt und gemeldet. Die allgegenwärtigen Videokameras liefern, wie üblich, keine brauchbaren Aufnahmen der Täter.

Beispiele, Polizeifoto

Keltische Münzschätze werden in der Oberpfalz, Niederbayern oder Schwaben immer wieder mal gefunden. Der Goldschatz aus dem Oppidum von Manching ist der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts.

Seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurden in Manching Goldmünzen geprägt, allerdings in nur geringen Stückzahlen. Das änderte sich im 2. Jahrhundert v. Chr., als es zu einem Aufschwung des Ortes kam und eine umfangreiche Münzprägung in Gold und Silber einsetzte. Die antike Bezeichnung dieser Münzen ist unbekannt. Sie bekamen, in neuerer Zeit, den Namen Regenbogenschüsselchen. Einfach deswegen, weil sie schüsselförmig sind und der Legende nach dort gefunden werden, wo das Ende des Regenbogens die Erdoberfläche trifft.

Bei dem Manchinger Fundkomplex handelt es sich aber nicht um die typischen südbayerischen Regenbogenschüsselchen, sondern um Münzen aus dem Gebiet der Boier, also aus Böhmen. Die Größenordnung des Fundes läßt vermuten, daß es zwischen den keltischen Siedlungen in Bayern und Böhmen intensive Kontakte gab. Der Fund enthält ausschließlich große Goldstücke mit Gewichten zwischen 7 und 7,5 Gramm, sog. boische Statere der Älteren Goldprägung. Sie wurden im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. geprägt und bestehen aus im Bergbau oder beim Goldwaschen gewonnenen Gold. Die Münzen sind höher legiert als die Regenbogenschüsselchen. Damit lag ihr Wert deutlich darüber.

Außerdem wurde auch ein über 200 Gramm schwerer Goldklumpen aus zusammengeschmolzenem Rohmaterial gefunden. Der Klumpen ist ringsherum befeilt, was ein Hinweis darauf sein könnte, daß er über ein ganz bestimmtes Gewicht verfügen sollte. Ähnlich den Münzen, die offensichtlich auch nach einem vorgegebenen Gewichtsstandard geprägt wurden.

Update 8.12.2022: Durch die Polizei konnten keine Video-Aufnahmen der Tat sichergestellt werden. Das Video-Sstem wird als stark veraltet bezeichnet.

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