Der Kopf der Bäuerin

Der Kopf der Bäuerin ist ein häufiger wiederkehrendes Sujet in der Arbeit Vincent van Goghs. Die meisten dieser Bilder dürften in Nuenen, einer Stadt im Süden der Niederlande, entstanden sein, in der der Künstler von 1883 bis 1885 lebte.

Diese Variante hier hängt in der National Gallery of Scotland (NGS):

Das Bild stammt von 1885 und wechselte mehrfach den Besitzer, bis es 1923 von Evelyn St. Croix Fleming erworben wurde. (Deren Sohn Ian Fleming wurde später übrigens als der Schöpfer von James Bond bekannt.) Nach weiteren Verkäufen gelangte es 1951 in die Sammlung von Alexander und Rosalind Maitland, die es 1960 der NGS schenkten.

Bekanntlich wurde Van Gogh erst nach seinem Tod 1890 wirklich berühmt. Er lebte in eher ärmlichen Verhältnissen und wurde erst in seinen letzten Lebensjahren von seinem Bruder Theo, einem Kunsthändler, unterstützt, dem er im Gegenzug seine Bilder überließ, die sich allerdings nur schlecht verkauften.

Wegen seiner prekären finanziellen Verhältnisse verwendete Van Gogh viele Maluntergründe mehrfach. Manche Bilder übermalte er einfach, bei anderen schuf er auf der Rückseite ein neues Werk.

In Vorbereitung der Ausstellung A Taste for Impressionism wurde der Kopf der Bäuerin 2022 erneut gründlich durch die SNG untersucht. Bei routinemäßigen Röntgenaufnahmen stellte sich heraus, daß sich auf der Rückseite des Bildes ein weiteres Bild befindet. Offensichtlich hielt man die Bäuerin für "wichtiger" und hatte dieses Bild in den 1920er Jahren für eine Ausstellung mit dicker Pappe und viel Leim überklebt. So konnte es 100 Jahre unentdeckt bleiben.

Das neu gefundene Bild zeigt einen bärtigen Mann mit Hut und Halstuch. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen der ersten — wenn nicht den ersten — Versuche mit Selbst-Portraits, die einen großen Teil seiner Bekanntheit ausmachen. Eine kleine — oder doch große? — Sensation! Bemerkenswert ist auch das deutlich sichtbare linke Ohr, welches sich Van Gogh drei Jahre später abschneiden sollte.

Bei der SNG wird jetzt überlegt, ob und wie eine Trennung der beiden Bilder möglich ist. Das dürfte zu einer restauratorischen Herausforderung werden.

Selbstbildnis mit grauem Filzhut, Paris 1887

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