Der jüdische Schatz von Łódź
Als polnische Bauarbeiter im Dezember 2022 ein Gebäude in der Stadt Łódź restaurierten, fanden sie beim Ausheben der Fundamente des Gebäudes einen außergewöhnlichen historischen Schatz: Etwa 1,5 Meter unter der Oberfläche befanden sich etwa 350 Gegenstände aus jüdischem Besitz, größtenteils Judaica und in Zeitungspapier eingewickelte Haushaltsutensilien, die seit über 80 Jahren unter der Erde lagen.
Die Fundstücke, darunter Leuchter, Tassen, Bestecke, Serviergeschirr und Aufbewahrungsbehälter, Kleidung und heilige Texte, wurden in das Museum für Archäologie und Ethnographie in Łódź überführt. Sie sind korrodiert oder mit Erde verkrustet und werden nun konserviert. Die meisten der Stücke sind aus versilbertem Metall.
Vermutlich haben Juden aus Łódź die Gegenstände bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der Hoffnung versteckt, irgendwann zurückkehren zu können.
Gefunden wurden auch zwei Menoras die letzten Monat verwendet wurden, um Chanukka-Kerzen bei einer Zeremonie, an der Vertreter der jüdischen Gemeinde im Museum der Stadt Łódź teilnahmen, anzuzünden. Eine der Menoras ist mit einem Adler, einem polnischen Nationalsymbol, verziert. Ein Hinweis, daß die Mitglieder der jüdischen Gemeinde ein fester Bestandteil der Stadt und stolz auf ihre Herkunft waren.
Das Gebäude, das diesen Schatz verbarg, befindet sich in der Polnocna-Straße, einer Hauptverkehrsstraße in Łódź. Während des Krieges grenzte die Straße an das jüdische Ghetto und die Kernstadt.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Łódź (jiddisch לאדזש, deutsch Lodz oder Lodsch, von 1940 bis 1945 Litzmannstadt) die zweitgrößte Stadt Polens. Die jüdische Gemeinde zählte etwa 233.000 Menschen und machte etwa ein Drittel der Einwohner der Stadt aus. Sie wurden in dem dort 1940 errichteten Ghetto inhaftiert und nur wenige Tausend überlebten den Holocaust.
In der Hoffnung, etwaige Nachfahren der Eigentümer oder andere Hinweise zu finden, wurden Bilder der Funde in den sozialen Medien veröffentlicht.
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