Christis Beweinung

Unbekannter Künstler, Beweinung Christi

Der Erschaffer von Christis Beweinung ist genauso unbekannt wie seine Entstehungszeit. Vermutlich entstand es zwischen 1520 und 1600 durch einen Nachahmer, möglicherweise einen Schüler, Cranachs.

Wahrscheinlich war es eine Auftragsarbeit des sächsischen Kaufmanns Konrad von Günterode (* 1476, † 1535) und seiner Ehefrau Annie, geb. Alnpeck (* 1494, † 1541). Jedenfalls deuten das deren Wappen in den Ecken unten links und rechts des Gemäldes an.

Das Bild hing in der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt der Zisterzienser in Leubus (heute Lubiaz). Wie ein Werk der Reformation von einer protestantischen Patrizierfamilie in ein durch und durch katholisches Kloster gelangte, ist ebenfalls unbekannt. Nach der Säkularisation des Ordens wurde es Staatseigentum und kam über das Kunst- und Antikenkabinet der Kgl. Universität 1880 ins Schlesische Museum der bildenden Künste nach Breslau.

1942 begann der Denkmalschützer Günther Grundmann, letzter deutscher Provinzialkonservator für Niederschlesien, mit Vorbereitungen zum Schutz von Kunstgütern vor möglichen Kriegseinwirkungen. Die Beweinung Christi kam im November 1944 in ein Depot in der Kirche von Kamenz (heute Kamieniec Ząbkowicki). Allerdings stellte die Zeitung "Gazeta Wyborcza" unter Bezugnahme auf einen Bericht eines Beauftragten des polnischen Bildungsministers vom 23. November 1945 fest daß trotz aller Bemühungen von den Breslauer Beständen wortwörtlich nichts zurückgekehrt sei. Ein Teil war noch von Deutschen "mitgenommen" worden, ein großer Teil der Roten Armee in die Hände gefallen und ein anderer Teil durch marodierende Banden und einzelne Diebe abhandengekommen. Auf gut deutsch: Das Depot wurde restlos geplündert. Weit über 100 Kunstwerke waren "verschwunden".

1970 kaufte das Nationalmuseum Stockholm die Beweinung Christi von den Erben des Ingenieurs und Geschäftsmanns Karl Reinhold Sigfrid (Sigge) Häggberg bei einer Auktion in Mariefred für 4.000 Kronen (etwa 400 €). Es galt als Werk eines unbekannten Künstlers, die (fehlerhafte) Zuschreibung zu Cranach erfolgte erst später. Angeblich hatte Häggberg das Bild von einem polnischen Widerständler "zur Aufbewahrung" erhalten.

Häggberg war seit 1922 Leiter des Konzerns LM Ericsson in Polen und technischer Leiter bei Polska Akcyjna Spółka Telefoniczna (PAST) gewesen und hatte Kontakte zum polnischen Widerstand. Derentwegen wurde er von den Deutschen 1942 zum Tode verurteilt, allerdings konnte seine Hinrichtung durch die Intervention des schwedischen Königs Gustav V. verhindert werden. Er starb 1963 in Warschau und wurde in Mariefred (bei Stockholm) begraben.

2020 wurde das Bild von Piotr Oszczanowski vom Muzeum Narodowe we Wroclawiu (dem Nachfolger des Schlesischen Museums der bildenden Künste) im Schwedischen Nationalmuseum entdeckt und 2022 restituiert.

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