Bacchus als Kind

Bacchus als Kind, 1. Jh. n. Chr., AFP

Ein niederländischer Kunstdetektiv, der wegen seiner mitunter auch spektakulären Erfolge gerne mal der Indiana Jones der Kunstwelt genannt wird, hat eine seltene römische Statue an das Museum zurückggeben, aus dem sie vor fast 50 Jahren gestohlen wurde. Vor ihrem Diebstahl galt die Statue als einer der wichtigsten Schätze Frankreichs.

Arthur Brand übergab die Bronzeskulptur des Gottes Bacchus als Kind aus dem ersten Jahrhundert nach Chr. an den Direktor des Musée du Pays Châtillonnais in Burgund.

Dort hatten Diebe am kalten Abend des 19. Dezember 1973 ein Fenster eingeschlagen, sich durch das Gitter gezwängt und die ca. 40 Zentimeter große Statue des Weingottes entwendet. Daneben stahlen die Kriminellen noch einige römischen Antiquitäten, davon rund 5.000 römische Münzen. Weil es damals keinen richtigen Katalog für gestohlene Kunst gab, verschwand die Statue auf dem schwarzen Sammlermarkt und galt als für immer verschollen. Das Museum – berühmt für seine Sammlung römischer Artefakte aus der nahe gelegenen archäologischen Ausgrabungsstätte Vertillum, einem alten gallo-römischen Dorf in dem erstmals 1846 gegraben wurde – ersetzte die gestohlene Statue durch eine Kopie.

Vor zwei Jahren tauchte die Statue durch Zufall wieder auf. Ein österreichischer Sammler kontaktierte Brand und beauftragte den Holländer mit der Untersuchung einer Statue eines kleinen Jungen die er, so glaube er, legal auf dem Kunstmarkt gekauft hatte. Nachdem Brand nirgendwo eine Referenz für ein so wichtiges Werk finden konnte, wuchs sein Verdacht, daß es sich um Diebesgut handeln könnte. Nach monatelanger Detektivarbeit enthüllte ein obskurer Eintrag in einer Ausgabe eines französischen archäologischen Magazins von 1927 schließlich einen Hinweis: Die Skulptur zeigt Bacchus als Kind und gehörte einem französischen Museum. Nachforschungen bei der französischen Polizei ergaben eindeutige Hinweise auf den Diebstahl von 1973.

Damit war klar, daß eine gütliche Einigung erzielt werden mußte. Denn der österreichische Sammler hatte die Statue höchstwahrscheinlich legal auf dem freien Markt gekauft, wo sie in den letzten Jahrzehnten wahrscheinlich schon mehr als einmal verkauft worden war. Außerdem liegt die Verjährungsfrist in Frankreich bei fünf Jahren, so daß ohnehin kein Strafverfahren mehr eröffnet werden konnte. Als der Besitzer vom Ergebnis der Untersuchungen erfuhr war er schockiert aber bereit, die Statue gegen Entschädigung dem Museum zurückzugeben.

Brand nutzte sein umfangreiches Netzwerk und zwei britische Kunstsammler, Brett und Aaron Hammond, sponserten die Hälfte des Betrags während der Rat von Châtillon-sur-Seine die andere Hälfte des nicht genannten Geldbetrags zahlte.

Die Statue wurde 1894 von Archäologen bei Ausgrabungen am Standort Vertillum entdeckt, der bereits zwei Jahrzehnte zuvor zum historischen Denkmal erklärt worden war. 1937 war die Bacchus-Statue Teil einer Ausstellung in Paris, auf der die 50 schönsten Kunstschätze Frankreichs gezeigt wurden.

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