Auf der Flucht

William Henry Simmons nach Sir John Everett Millais, The Proscribed Royalist, January 15, 1858 MET

Eine junge puritanische Frau blickt ängstlich über ihre Schulter, während sie einem royalistischen Soldaten, der sich in einer hohlen Eiche versteckt, Essen bringt.

Nach der entscheidenden Niederlage der Truppen Charles II. gegen Oliver Cromwell bei Worcester im Jahr 1651, der letzten großen Schlacht des englischen Bürgerkriegs, ist der Soldat auf der Flucht. Das Bild ist eine Anspielung auf den berühmten Vorfall, bei dem sich Charles II. selbst in einem Baum versteckte, um seinen Verfolgern zu entkommen. Die Andeutung, daß die beiden unglückliche Liebende sind, erinnert an Vincenzo Bellinis I Puritani – eine Oper, die Sir John Everett Millais (* 1829, † 1896) wahrscheinlich in Covent Garden sah, bevor er The Proscribed Royalist fertigstellte.

John Everett Millais, The Proscribed Royalist, 1651

Sein Freund und Malerkollege Arthur Hughes saß Modell für den Royalisten.

Hughes, damals Student an der Royal Academy, erinnerte sich später, Millais in der Bibliothek der Akademie getroffen zu haben. Millais forderte ihn auf, sich für einen Kopf in seinem Bild The Proscribed Royalist zu setzen. Hughes saß 5 oder 6 Mal in einem kleinen Hinterzimmer im 2. Stock eines Hauses in der Gower Street Modell.

Millais schuf das Bild selbst in Hayes, Kent, vor einer Eiche, die als Millais Oak bekannt wurde.

Viele der frühen fantasievollen Skizzen von Millais zeigen die Faszination eines Schuljungen für den englischen Bürgerkrieg und den stark romantisierten Zusammenstoß zwischen Roundheads und Cavaliers. In den späten 1830er und frühen 1840er Jahren nutzte der junge Millais diese turbulente Ära als Kulisse für einige seiner frühesten Kompositionen, darunter News of the Defeat of the Royalists, Woman Presenting a Petition to a Cavalier und eine Szene aus Sir Walter Scotts Werk Peveril of the Peak, gemalt im Jahr 1841. The Proscribed Royalist ist jedoch ein seltenes Beispiel für ein Bürgerkriegsthema in Millais' späterem Werk. Als ehemaliges Mitglied der kürzlich aufgelösten Präraffaeliten-Bruderschaft führte Millais weiterhin Naturstudien durch, um die physische und emotionale Unmittelbarkeit seiner Motive zu untermauern.

Die Veröffentlichung dieses Reproduktionsdrucks im Jahr 1858 zeugt vom Erfolg seiner Konzeption. Der Kupferstecher William Henry Simmons (* 1811, † 1882) mischte gekonnt Radierung, Schabkunst und Punktierung, um die Texturen von glatter Haut und Stoff, rauer Rinde und gesprenkeltem Blattwerk zu kontrastieren.

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